Verhandlungsstile: Die Kunst der richtigen Strategie-Wahl

Kooperativ vs. Kompetitiv

Verhandlungen scheitern oft an einem Missverständnis: Die eine Seite will "gewinnen" (Kampf), die andere will "sich einigen" (Harmonie). Wenn diese Welten aufeinanderprallen, gewinnt meist der Kämpfer – aber er verliert die langfristige Beziehung.

Die zwei Pole der Verhandlung

Die Wissenschaft unterscheidet im Wesentlichen zwei Grundausrichtungen. Welcher Typ sind Sie?

🥊

Der kompetitive Stil

(Distributives Verhandeln)

Hier wird der Verhandlungspartner als Gegner gesehen. Es geht um die Verteilung eines fixen Kuchens (Nullsummenspiel). Was ich gewinne, musst du verlieren.

  • Ziel: Sieg & maximaler Eigennutz.
  • Mittel: Druck, Drohungen, harte Anker.
  • Risiko: Beziehungsabbruch und Eskalation.
  • Einsatz: Einmalkäufe, Autokauf, reine Preisverhandlungen.
🤝

Der kooperative Stil

(Integratives Verhandeln)

Hier wird der Partner als Problemlöser gesehen. Es geht darum, den Kuchen gemeinsam zu vergrößern, bevor er geteilt wird. Kreativität steht vor Druck.

  • Ziel: Win-Win & langfristige Partnerschaft.
  • Mittel: Vertrauen, Offenheit, Interessenaustausch.
  • Risiko: Ausnutzung durch kompetitive Gegner.
  • Einsatz: Key-Account-Management, Joint Ventures.

Der Dritte Weg: Hart in der Sache, weich zur Person

Müssen Sie sich entscheiden? Nein. Das Harvard-Konzept kombiniert beide Welten.

Wir verhandeln kompetitiv, wenn es um Standards und Fakten geht (harte Sache), aber bleiben kooperativ im Umgangston (weiche Beziehung). Das schützt Sie davor, entweder naiv (zu weich) oder aggressiv (zu hart) zu wirken.

Das Thomas-Kilmann-Modell

Neben den zwei Polen gibt es Mischformen. Abhängig davon, wie wichtig Ihnen das Ergebnis (Y-Achse) im Vergleich zur Beziehung (X-Achse) ist, ergeben sich 5 Strategien:

1. Durchsetzen (Wettbewerb)

Hohes Ergebnisziel, niedriger Beziehungswert. Nutzen Sie dies nur, wenn Sie Macht haben und keine Zukunft mit dem Partner planen.

2. Nachgeben (Anpassung)

Niedriges Ergebnisziel, hoher Beziehungswert. Sinnvoll als taktisches Invest, um später eine Gegenleistung einzufordern.

3. Vermeiden (Rückzug)

Nichts ist wichtig. Sie verlassen den Tisch (siehe BATNA), weil kein Deal besser ist als ein schlechter Deal.

4. Kompromiss

Jeder gibt etwas nach. Oft eine faule Lösung, da niemand wirklich zufrieden ist ("Die Mitte der Unzufriedenheit").

5. Kollaboration (Win-Win)

Das Ideal. Maximale Durchsetzung der eigenen Interessen bei gleichzeitigem Aufbau der Beziehung.

Wollen Sie Ihren Stil flexibel anpassen?

Wer nur einen Hammer hat, sieht überall Nägel. Profis beherrschen alle Stile und wechseln situativ.

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